Stimmen von Teilnehmenden zur Demonstration

In den Tagen nach der Demonstration haben wir bei den Teilnehmenden nach ihren Eindrücken gefragt und als Antwort sehr schöne Schilderungen erhalten.

Außerdem möchten wir auf zwei Beiträge in den lokalen Medien verweisen:

CZ schreibt: „Ich war überwältigt von den vielen Menschen, die zur Demo und zum Gedenken gekommen sind, das hätte ich nie gedacht. Mir war es wichtig, aufzustehen und ein Zeichen zu setzen und ich bin sehr froh, dass es so vielen anderen genauso ging. Meine Hoffnung ist, dass wir zumindest bis zu den Landtagswahlen im Osten den Spirit hoch halten und dass möglichst viele dem Impuls folgen und jeden 3. Samstag im Monat um 5 vor 12 genauso friedlich und wirkungsvoll zusammenkommen wie gestern.“

E.G. meint: „Wow… bewegend war und ist das hier. Gänsehaut! Super, dass es Menschen gibt, die dies hier initiiert haben und so viel Zeit investiert haben! Ein großes Dankeschön!!

Es gibt mir ein gutes Gefühl…zu spüren wir sind stark… etwas tun zu können! Aufzustehen…. Laut und bestimmt Farbe zu bekennen.

Lieber AfD-Wähler: was ist da los?? Du! hast es in der Hand… befreie dich von dieser menschenverachtenden braunen Gehirnwäsche… schalte dein Hirn ein!! Ich traue dir mehr zu!!

Rösrath ist bunt- was ein Geschenk! Dies müssen wir unbedingt bewahren!!“

Sanna K. drückt es so aus: „In der Wintersonne sitzend überlege ich nun schon gefühlte Stunden, wie ich beginnen soll. Es ist der Sonntag nach der Demonstration FÜR die Menschlichkeit, den Zusammenhalt und ein Miteinander in einem bunten Rösrath. Als ich davon erfuhr, dass auch in Rösrath von tollen Menschen etwas auf die Beine gestellt wird, war ich unglaublich erleichtert. Warum ich mit dabei bin, endlich meine Stimme gegen die Ungerechtigkeit zu erheben? Ich zog vor vier Jahren hierher, arbeite in einer Kita und dachte, hier habe ich endlich einen Ort zum Ankommen gefunden. Aufgewachsen bin ich in Bayern. Ich bin in einer islamischen Familie groß geworden. In der zweiten Klasse begann ich, ein Kopftuch zu tragen. Rassismus ist seitdem für mich kein Fremdwort mehr. In Bussen, Bahnen, auf der Straße und in der Schule gemobbt und angepöbelt zu werden, an den Beinen über eine Autobahnbrücke gehalten zu werden, um dann wieder auf den Gehweg gezogen und angespuckt zu werden – so etwas möchte ich nie wieder erleben! Und das nur, weil sich jemand entscheidet ein Stück Stoff auf den Kopf zu setzen?

Mich macht es unglaublich betroffen, dass sich in einer eigentlich entwickelten Gesellschaft, Gedanken bestehend aus Hass, Intoleranz, Wut und Unzufriedenheit so etablieren können. Diese Gefühle der Ohnmacht werden bei mir weniger, wenn ich wie gestern wieder endlich so viele Menschen sehe, die die eigentlich selbstverständliche Ansicht teilen, dass wir als Rasse MENSCH alle zusammenhalten müssen, um GUTES zu erreichen! Ich habe keine Angst für Menschenrechte zu kämpfen, ich habe nur Angst davor, dass es soweit kommen muss. Gestern konnte ich wieder erkennen – ich bin nicht alleine. Das schenkt Kraft! Das hilft, sich nicht mehr nur zu fragen „Wie können Menschen nur so denken? Warum verdammt erkennen so viele nicht, was gerade passiert?“ sondern Stärke zu finden, die Menschen durch Zusammenhalt und Argumente vielleicht zumindest teilweise zu überzeugen, dass hier die falschen Ideologien verteidigt werden. Die Ideen von Bürgertreffen, „3fürDich“ machen Hoffnung und geben auch die Kraft selbst als Einzelperson stärker und lauter zu werden, unsere Demokratie zu verteidigen und füreinander da zu sein! Durch all unsere Adern fließt nur rotes Blut, lassen wir die Hasskörperchen endlich verschwinden! Danke an jeden einzelnen Beteiligten für das Mutmachen und den Aktionismus! Auf eine solidarische Gemeinschaft!“

Malte B. schreibt: „Überwältigende Glücksmomente: Die Demo am 27.01.2024 hat mich geflashed. Mehrfach. Schon bei der Vorbereitung haben sich innerhalb weniger Stunden mehr als 50 Rösratherinnen und Rösrather bereit erklärt, die Organisation der Demo zu unterstützen. Nach 24 Stunden waren es mehr als 150 Freiwillige. Whow, ich war geflashed. Die Abstimmung ging konstruktiv und anpackend. Aus der Vorbereitungsgruppe bildeten sich Untergruppen, die zum Beispiel der Abstimmung der Ordner, dem Aufbau der Bühne und der Verteilung von Plakaten dienten. Jeder packte an, wo immer Bedarf war. Es lief wie am Schnürchen. Ich war geflashed. Dann kam der Tag der Demo. Alles war gut vorbereitet – und wo etwas nicht passte wurde improvisiert. Ich war beim Bühnenaufbau auf dem Sülztalplatz und kam erst relativ spät zum Bahnhof, wo die Demo dann startete. Ich konnte es kaum glauben wie viele Menschen gekommen waren. Meine Erwartungen wurden absolut übertroffen. Und dann auch noch die wirklich berührenden Reden von Sherbas und Xenia. Ich war erneut geflashed. Als Ordner habe ich die Demo dann zurück zum Sülztalplatz begleitet. Und dort wurde dann nochmals deutlich wie viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind: 3.500. Whow! Ich war und bin es immer noch: überwältigt. Geflashed.“

Maria zur Demo : „Ich war so erleichtert, dass es in Rösrath, meinem Zuhause, Menschen gibt, die mit mir gegen Rechts auf die Straße gehen. Denn die menschenverachtende Pläne von AfD und anderen Nazis würden mitten in meine Familie, meine FreundInnen, KollegInnen und Nachbarschaft wirken. Das dürfen wir nicht zulassen! Was würde aus meiner Heimat werden! Der Nationalsozialismus aus Nazideutschland hatte so viel Leid in die Welt gebracht. Das habe ich zB im Urlaub im letzten Jahr wieder erfahren, diesmal in Norwegen und Finnland (Lappland), wo deutsche Nazis gewütet hatten. Nie wieder Faschismus!“

Nicola Z. war ebenfalls überwältigt: „Ich war dabei… Für Menschlichkeit, für ein friedliches und offenes Miteinander, für ein Nicht- Wegschauen, für Toleranz gegenüber aller Verschiedenheit, die unsere Gesellschaft bereichert, für unsere Kinder und Kindeskinder, für Vielfalt, für ein Zusammengehörigkeitsgefühl, für das Aufwachen, für eine Bewegung und ein Statement in die richtige Richtung, für eine Selbstverständlichkeit, die uns alle einen sollte, für ein Einstehen für die Gemeinschaft, für Vertrauen auf eine gute Zukunft, für ein „Nie- wieder-ist-jetzt-ist-morgen-ist-übermorgen“. Ein überwältigendes Gefühl!“

Tom aus Rösrath beschreibt es so: „Starkes Zeichen der Demokratie. Wie viele Menschen in unserem Land fühle ich mich in diesen Tagen verunsichert. Unsere Gesellschaft scheint aus dem Krisenmodus nicht heraus zu kommen. Was macht man da?

Ich finde, dann besinnt man sich darauf, was Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg stark gemacht hat: Unsere Demokratie, unsere Verfassungstreue, unsere Offenheit für andere Kulturen und Menschen anderer Herkunft. Wenn wir die Köpfe in den Sand stecken und uns in eine völkisch-nationalistische Abschottung flüchten, wird gar nichts besser. Bei Problemen muss man nach vorne gehen und die Zukunft gestalten, anstatt die Vergangenheit wieder auszugraben.

Das Treffen extremer Wirrköpfe in Potsdam hat unsere Mehrheitsgesellschaft ähnlich wachgerüttelt, wie ich es als Schüler mit der „Arsch huh“-Bewegung in den 90er Jahren prägend erlebt habe. Ich bin ein Stück weit stolz darauf, dass die Welle der friedlichen Demonstrationen für Toleranz und Vielfalt auch Rösrath erreicht hat, wo ich schon immer wohne und zurzeit auch als Stadtratsmitglied aktiv sein darf. Die Reden zur Demonstration und zum Holocaust-Gedenken haben mich bewegt. Die kreativen Plakate der Demonstrierenden haben mich zum Lachen gebracht und die vielen fröhlichen Menschen haben mir gezeigt, dass Rösrath lebt. Wenn sich Schüler vor allem davor sorgen, dass Mr. Lee abgeschoben werden könnte, grinse ich in mich hinein und weiß, dass diese Teenies auf genau dem richtigen Weg sind. Und als mich ein alter Herr nach der Demo ansprach und mir sagte, dass wir das Richtige tun, weil er die Nazis als Kind noch kennen lernen musste, da wurde mir klar, dass wir nicht nur für unsere Zukunft demonstriert haben, sondern auch für den Respekt vor unserer geschichtlichen Verantwortung.

Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung in die Zukunft wirkt und sich mehr Bürgerinnen und Bürger dazu entschließen, sich selbst in der Kommunalpolitik zu engagieren. Das ist natürlich nicht immer nur aufregend. Manchmal beschäftigen wir uns stundenlang mit profanen Dingen. Aber das gehört dazu, wenn man eine Stadt am Laufen halten will. Und am Ende bleibt immer das gute Gefühl, die Demokratie unseres Landes von der Basis her zu stärken.“

Sebastian G. dazu: „Beeindruckend. 3500 Menschen auf der Straße!
Dann die guten Redebeiträge von Scherbas, der seine Geschichte schilderte mit der Flucht aus Syrien und seiner neuen Heimat Rösrath; den Schüler:innen, die tlw. augenzwinkend, aber doch klar ihre Befürchtungen äußerten; und Xenia, die von ihrer Familie erzählte und die Unterdrückung und das Leid das sie erfahren hatten. Da hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Das Gedenken am Sülztalplatz war mehr als angemessen.

Geschichtsverein, Kirchen und dann kam Ruth Fiedler mit ihrem Gesangsbeitrag. Ich kannte die Sopranistin nicht und wusste nicht, was sie vortragen wir. Ich befürchtet etwas in Richtung klassischem Protestsong.
Aber dann kam die Ankündigung von Mitch (mit dem Bezug zum KZ) und das Lied von
Ilse Weber. Es hat mich zutiefst berührt (ich könnte immer noch heulen) und ich war beeindruckt, wie ruhig es auf dem Platz war.

Eine gelungene Demo, die
hoffentlich Wirkung erzeugt hat.“

Judith R. schreibt: „Rösrath hält zusammen. Ich war Mitglied der Signal-Gruppe und schnell beeindruckt von der professionellen Organisation der Demo. In unserer riesigen Vorbereitungsgruppe wurde konstruktiv, schnell und unaufgeregt alles organisiert, was nötig war. Die Abstimmung über unseren Schwerpunkt und unser Statement – nicht mit Hass zu reagieren – fand ich besonders gut. Die Diskussionen waren geprägt von Wertschätzung und immer zielgerichtet.
In der Gruppe waren die unterschiedlichsten Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen, Vereinen, Parteien, Kirchen Rösraths. Genauso bunt war die Demo letztendlich auch! Und dann wurden wir überwältigt von einer Menschenmenge, mit der niemand gerechnet hatte. Unsere Vorbereitung ist super aufgegangen! Wir hatten viele Ordnerinnen, Helferinnen und alle wussten gut Bescheid. Die Redebeiträge waren im Vorfeld sehr gut ausgewählt worden und haben jede*n abgeholt und mitgerissen.

Ich kann gar nicht sagen, welchen Beitrag ich am beeindruckendsten fand: Die Rede des Geflüchteten, die der Kinder, der Kirchen, die von der Frau mit russischen Wurzeln, die von Mitch, die des Geschichtsvereins oder das berührende Lied…

Ich war außerdem total froh, wie gut die Polizei uns unterstützt hat! Wir haben gemeinsam ein Zeichen für Menschlichkeit gesetzt!!!“


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