Rückblick: Workshop „StammtischkämpferInnen“

„Ich möchte nicht mehr länger sprachlos sein, sondern populistischen Parolen schlagfertig und situationsgerecht begegnen können.“ – so formulierte eine der Teilnehmenden ihre Erwartung an den „StammtischkämpferInnen-Workshop“, zu dem am Nachmittag des 24. Mai 23 engagierte Menschen aus Rösrath und Umgebung in den Konferenzraum eines Hoffnungsthaler Unternehmens gekommen waren.

Workshop-Leitung und Hintergrund

Geleitet wurde der Workshop von Ruth und Lea, die sich bei „Aufstehen gegen Rassismus“ (AgR) als Teamerinnen engagieren und für das Seminar eigens aus Mönchengladbach und Köln an die Sülz gekommen waren. AgR organisiert bundesweit den Widerstand gegen Rechtsextremismus und hat in mehr als 1500 Seminaren bereits über 22000 StammtischkämpferInnen ausgebildet.

Fotos: Sophia Fehrenbach

Erste Phase: Erfahrungsaustausch

Der Workshop in Hoffnungsthal dauerte drei Stunden und war in drei große Phasen eingeteilt: Zu Beginn luden Ruth und Lea die Teilnehmenden dazu ein, ihre Erfahrungen zu Situationen auszutauschen, in denen sie mit Menschen konfrontiert waren, die rechtsextreme, rassistische oder populistische Ansichten und Parolen äußerten. Es entstand ein reger Erfahrungsaustausch, bei dem auch drei Mitglieder des neugegründeten Vereins „Bergisch Gladbach für Demokratie und Vielfalt“ von ihren Gesprächen mit Passanten an ihrem wöchentlichen Infostand in der Gladbacher Fußgängerzone berichteten und die Runde mit ihrer Zivilcourage beeindruckten. Auch Ruths Frage an die Teilnehmenden, wie sie sich als „Ohrenzeugen“ angesichts einer fiktiven Situation – einem rassistischen Kommentar eines Kunden in einem Supermarkt – verhalten würden, gehörte zu dieser Phase.

Zweite Phase: Theoretischer Input

Im nächsten Abschnitt des Workshops präsentierte Lea ihren ZuhörerInnen als theoretischen Input typische Muster populistischer Parolen wie z.B. die Verallgemeinerung, bei der ein Einzelfall als Charakteristikum einer ganzen Gruppe postuliert wird, oder den „Flickenteppich“, bei dem in einer einzigen Äußerung ein ganzes Sammelsurium negativer Behauptungen aneinandergereiht wird, sodass es für den Gegenüber sehr schwer ist, diese „Argumente“ zu entkräften. Als nächstes gab Lea den Teilnehmenden einige konkrete Tipps an die Hand, wie man am besten auf diese und andere populistische Kommunikationsmuster reagieren kann, z.B. indem man nachfragt und hinterfragt, Daten und Fakten einfordert, zum Perspektivwechsel anregt oder auf einem Thema bestehen bleibt.

Dritte Phase: Praktische Anwendung

Nun folgte als Highlight des Workshops der Praxisteil, bei dem die Teilnehmenden sich draußen vor dem Konferenzraum im „Kugellager“ aufstellten und das gerade Gelernte intensiv anwenden konnten. Bei dieser Methode standen sich die Teilnehmenden jeweils 1 zu 1 in einem Innen- und Außenkreis gegenüber, wobei jeder „Außenstehende“ von den beiden Teamerinnen eine beispielhafte populistische Parole in die Hand gedrückt bekam, die sie oder er dann dem innenstehenden Gegenüber „an den Kopf warf“. Die Personen im Innenkreis konnten dann das Überwinden ihrer „Schrecksekunde“ üben und dem „Populisten“ im Außenkreis anhand der zuvor gehörten Strategien ihre Meinung entgegensetzen. Nach etwa 45 Sekunden wurde das Kugellager jeweils eine Position weiter „gedreht“, sodass sich neue Gesprächspaarungen ergaben und die Innenstehenden auf eine andere Parole reagieren mussten. Im zweiten Durchgang wurden dann die Positionen im Innen- und Außenkreis und damit auch die Rollenperspektive gewechselt.

Abschluss und Feedback

Nach diesem ebenso intensiven wie kurzweiligen Praxisteil war der Tenor der Teilnehmenden in der abschließenden Feedback-Runde einhellig: Alle fühlten sich nach dem Workshop besser dafür gewappnet, im Alltag populistische Parolen nicht einfach so stehenzulassen, sondern diesen im möglichst sachlichen Gespräch die eigene Meinung entgegenzusetzen.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.